Inzwischen existieren viele Tool-Vergleiche, so auch Qlik Sense vs. Power BI. Oft mit einer einseitigen Tendenz und teilweise sehr subjektiv geprägten bis zu irreführenden Aussagen. Dieser Vergleich hat das Ziel einer möglichst fairen Gegenüberstellung, auch wenn der Inhalt von einem Qlik-Mitarbeitenden stammt.
Vorab ist festzuhalten, dass der vorliegende Text den aktuellen Entwicklungsstand beider Werkzeuge per September 2019 wiedergibt. Sowohl Qlik Sense wie auch Power BI werden kontinuierlich weiterentwickelt. Mit der Konsequenz, dass die eine oder andere Aussage in diesem Beitrag in Zukunft nicht mehr aktuell sein wird.
Die folgenden Bemerkungen beruhen auf der Analyse öffentlich verfügbarer Quellen zu beiden Plattformen. Der Inhalt dieses Beitrages wurde ursprünglich von Lee Matthews, Principal Solution Architect bei Qlik, auf LinkedIn publiziert und mit seiner Genehmigung auf Deutsch bei Heyde veröffentlicht. Hier der Link zu seinem LinkdedIn-Artikel.
Ein häufiger Fehler der meisten BI-Vergleiche ist die zugrundeliegende Annahme, dass man Äpfel mit Äpfeln vergleicht. Das trifft bei Qlik Sense und Power BI jedoch nicht zu: Beide Plattformen haben ein jeweils eigenes Set von Funktionen, das zu bestimmten Anwendungsfällen und Implementationsszenarien passt.
Daher möchte ich zunächst einen Überblick geben, was jede Plattform kann. Die folgende Grafik zeigt eine Zusammenfassung des Nutzungsmodells beider Plattformen.
Auf den ersten Blick scheint der Funktionsumfang ähnlich: Oberhalb der Datenmodelle werden multiple Arbeitsblätter mit Visualisierungen erstellt, die den Anwendern helfen, die Daten zu verstehen.
Beide Plattformen ermöglichen dynamische Datenabfragen in natürlicher Sprache, beide können aus denselben Daten statische Berichte erstellen. Auf den zweiten Blick jedoch gibt es grosse Unterschiede in der Funktionsweise:
Die obige Auflistung zeigt, dass die Funktionalität von Qlik stark darauf fokussiert ist, den Anwender zu befähigen, Fragen zu stellen und Antworten zu finden, ohne einen App-Entwickler hinzuzuziehen.
Das Modell von Power BI scheint eher dahin zu gehen, dass der App-Entwickler jedes Mal gefordert ist, wenn eine neue Frage auftaucht. Sonst bräuchte jeder Power-BI-Nutzer eine bearbeitbare Kopie der App, was zu Governance-Problemen und „Berichtswildwuchs” führen kann.
Qlik Sense kann lokal (On Premise), beim eigenen Cloud-Anbieter oder als vollständig von Qlik gehostete Version (SaaS) implementiert werden. Alle Varianten bieten einen ähnlichen Funktionsumfang. Auch eine kombinierte Implementierung ist ohne zusätzliche Kosten möglich – so können die Analyse-Komponenten von Qlik dort zur Verfügung gestellt werden, wo sie benötigt werden, ohne alle Daten zu einem einzelnen Cloud-Anbieter transferieren zu müssen.
Alle hier beschriebenen Funktionen von Power BI entsprechen der kompletten Online-Version (SaaS). Bei einer On-Premise-Implementierung bietet der Power BI Report Server ein reduziertes Set an Funktionen. Der Zugriff darauf erfordert jedoch eine Power BI Premium Lizenz (mehr dazu im Abschnitt „Lizensierung”).
Qlik bietet ein Einstiegspreismodell für eine vollständig gehostete Version von Qlik Sense sowie ein Preismodell für Unternehmen, das es ermöglicht, Qlik Sense mit einer Anwenderlizenz über mehrere Umgebungen (On-Premise, Multi-Cloud, SaaS) zu implementieren.
Für grössere Anwenderzahlen sind abgestufte Preismodelle verfügbar. Ein Vergleich dieser Optionen findet sich hier auf der Qlik-Website.
Microsoft bietet ein Einstiegspreismodell für eine vollständig gehostete Option mit der Bezeichnung "Power BI Professional". Es gibt auch ein Preismodell für Unternehmen namens "Power BI Premium", das zu einer bestimmten Zahl dedizierter Prozessorkerne in der Power-BI-Cloud berechtigt. Mit Premium ist man zugleich berechtigt, den Power BI Report Server On-Premise zu betreiben. Dabei ist zu beachten, dass man selbst mit einem Power BI Premium Abonnement immer noch eine Power BI Professional Lizenz für jeden Entwickler braucht. Einen Vergleich von Power BI Professional und Premium gibt es hier.
Für ein kleines Unternehmen erscheint der Einstiegspreis von Power BI Professional sehr attraktiv. Doch obwohl dieser nur bei einem Drittel der Kosten für das Einstiegsangebot von Qlik liegt, sind folgende Faktoren zu bedenken:
Power BI = 5 Professional (5 x 120 US$) + P1 Premium (4.995 US$ x 12) = 65'940 US$/Jahr
Qlik Sense Enterprise dagegen ermöglicht die Implementierung über mehrere Online-Umgebungen und On-Premise, kostet aber deutlich weniger:
Qlik Sense = 5 Professional (5 x 840 US$) + 50 Analyzer (50 x 480 US$) = 28'200 US$/Jahr
Im obigen Beispiel wird Power BI schliesslich doppelt so teuer wie Qlik. Warum könnte ein Hochskalieren auf Power BI Premium erforderlich sein? Mögliche Gründe wären das Bedürfnis nach grösseren Power BI Apps, einer höheren Aktualisierungsrate oder On-Premise-Berichtsanforderungen via Report Server.
Es ist ein Mythos, dass Power BI preisgünstiger ist. Sobald Power BI Premium gebraucht wird, kann es schnell teurer als Qlik werden. Zudem sind die Kosten für die ständige Weiterentwicklung und Governance der Inhalte zu berücksichtigen. Da Power BI weniger interaktive Inhalte und wenig Self-Service für die Datenkonsumenten bietet, scheint es fair anzunehmen, dass diese Kosten bei Power BI höher sein werden.
Qlik Sense und Power BI bieten verschiedene Funktionalitäten und Lizensierungsoptionen. Diese müssen genau analysiert werden, um zu sehen, wie gut sie zu den langfristigen Daten- und Analyseanforderungen jedes Unternehmens passen.
Qlik Sense bietet in folgenden Bereichen bessere Leistung:
Da Qlik Sense stärker konfigurierbare Visualisierungen bietet und Nutzer sogar auf solche Daten zugreifen können, die nicht in den Arbeitsblättern angezeigt werden, lässt sich argumentieren, dass Qlik Sense überall dort die bessere Option ist, wo sich die Berichtsanforderungen häufig ändern.
Power BI scheint eher designed für „erweitertes Unternehmens-Berichtswesen”, wo ein striktes „Build & Consume“-Modell ausreicht. Das scheint auch im Power BI Premium-Rechner reflektiert: Angeblich soll das P1 Premium-Angebot mit nur 8 Cores und 25 GB RAM bis zu 1'360 regelmässige Nutzer und 60 Entwickler unterstützen. Zudem sind die 8 Kerne zwischen der Verarbeitung von Frontend-Rendering und Backend-Abfragen aufgeteilt.
Somit sollen nur 4 virtuelle Cores die Anfragen von 1'360 regelmässigen Nutzern stemmen können. Meiner Meinung nach wäre dazu ein äusserst geringes Mass an Anfragekomplexität, Datenvolumen und gleichzeitiger Nutzung erforderlich.
Neugierig geworden? Wer Qlik in Aktion erleben will, findet hier die Desktop-Version zum kostenlosen Download für die lokale Nutzung - voller Funktionsumfang und ohne zeitliche Einschränkung.