Die Datenkompetenz in den Unternehmen ist gering – nur rund 24% fühlen sich vollkommen sicher, mit Daten zu arbeiten, sie zu analysieren und mit den Ergebnissen zu argumentieren. So das Ergebnis einer Censuswide Studie unter 7'377 Entscheidungsträgern.
Die Mehrheit der Entscheidungsträger sieht sich nicht dazu imstande, Daten zu verstehen und damit datengestützte Entscheidungen zu treffen. Dies führt unweigerlich dazu, dass der eigentliche Wert, der in den Daten steckt, ungenutzt bleibt.
Auf der anderen Seite ist das Verständnis, dass datengestützte Argumente und Entscheidungen massgeblich zum Geschäftserfolg beitragen, sehr wohl vorhanden. Daten und ihre komplexen Zusammenhänge besser und möglichst vollständig zu verstehen, ist ein grosses Anliegen in vielen Unternehmen. Ein Widerspruch also zur geringen Datenkompetenz.
Weshalb ist die Datenkompetenz so wichtig?
Traditionell werden strategische Entscheide aus dem Bauch heraus und auf Basis einschlägigen Wissens getroffen. Dieses Wissen resultiert aus den Erfahrungen mit vergangenen Entscheidungen. Das Bauchgefühl gleicht im Business jedoch einem Glücksspiel und führt nicht selten zu Fehlschlägen.
Solange alle Marktteilnehmer in dieser Weise agieren, kann das Bauchgefühl im Grossen und Ganzen zu befriedigenden Ergebnissen führen. Doch die Geschäftswelt befindet sich in einem rasanten Umbruch. Die Digitalisierung erlaubt es, aus immer mehr Daten immer wertvollere Informationen zu ziehen.
In jedem Markt gibt es inzwischen Mitbewerber, die sich dies zu Nutze machen. Sie validieren ihre strategischen Entscheide mit Daten, stimmen damit die Weichenstellungen auf die aktuellen Anforderungen des Marktes ab – und gewinnen einen Wettbewerbsvorteil.
Welche konkreten Vorteile lassen sich aus Daten generieren?
Mit Daten können Unternehmen zum einen die Prozesse optimieren und Potentiale für Kosteneinsparungen entdecken – zum anderen geben die Daten den Blick frei auf neue Geschäftschancen, indem sie beispielsweise neue Kundensegmente aufzeigen oder den Bedarf an neuen Produkten oder Dienstleistungen.
Sind Daten das neue Öl? Und wie kommt es zu diesem Vergleich?
In den Unternehmensdaten und den extern zugekauften Marktforschungs-Daten stecken unzählige Informationen. Da immer mehr Daten erfasst werden und neue Technologien es erlauben, riesige Datenmengen zu kombinieren und somit einfacher zu analysieren, werden Daten das «neue Rohöl» genannt. Der Vergleich zeigt, dass es ein Rohstoff ist – also an sich wertlos – jedoch richtig verarbeitet die Industrie revolutionieren kann.
Weiter gedacht ist die Datenkompetenz vergleichbar mit dem Prozess, durch den aus Rohöl Diesel gewonnen wird, das dann wiederum einen Motor antreibt. So kommt man von A nach B. Dieser Weg entspricht in der Unternehmenswelt der Fähigkeit der Mitarbeiter, datengestützte Entscheidungen zu treffen. Ohne diese Fähigkeit werden Zusammenhänge nur geschätzt und aus den Erfahrungen mit Entscheiden aus der Vergangenheit abgeleitet.
Raffiniert? Eben nicht! Das nicht sauber raffinierte Rohöl kann den Motor sogar schädigen. Entscheide hingegen, die durch Daten und das aus ihnen abgeleitete Wissen validiert und untermauert werden, können zum Turbo fürs Business werden.
Datenkompetenz – im Englischen Data Literacy – ist ein relativ neuer Begriff. Er steht für die Fähigkeit, Daten zu analysieren, zu interpretieren, in den richtigen Business-Kontext zu setzen und dadurch wertvolles Wissen zu generieren. Aus reinen Daten werden also Informationen. Aus Informationen entsteht Wissen.
Daten verstehen: wie umsetzen?
Sehr wenige Studiengänge lehren ihren Absolventen, Unternehmensdaten zu verstehen. Also gilt es, die Handhabung bzw. das Verständnis von Daten im Unternehmen zu fördern.
Ein guter Start auf dem Weg zur Datenkompetenz sind beispielsweise Data Literacy Schulungen. Zudem müssen die Mitarbeiter dazu befähigt werden, Business Intelligence Tools zu benutzen, damit sie die für sie wichtigen Daten verstehen.
Nicht jeder Mitarbeiter kommt mit der Datenwelt klar. Einige wollen bzw. können diesen Schritt nicht gehen. Doch wenn ein Unternehmen langfristig am Markt bestehen oder sogar wachsen will, führt kein Weg daran vorbei, Mehrwert aus Daten zu schöpfen.
Der Anspruch, Daten zu verstehen, kann also eine Veränderung der Unternehmenskultur erfordern. Die Mitarbeiter müssen zunächst die Bedeutung der Datenkompetenz verstehen. Eine neue Kultur aufzubauen, die von den Mitarbeitenden auch verinnerlicht und gelebt wird, ist ein komplexer Prozess. Die Methoden des Change Managements kann diese Entwicklung vereinfachen.
Bevor die Datenkompetenz in einem Unternehmen aufgebaut oder gestärkt wird, muss die Ist-Situation eruiert werden. Hierfür ist ein Assessment ratsam, in dem erarbeitet wird, wo das eigene Unternehmen hinsichtlich der Data Literacy aktuell steht.
Datenkompetenz in Ihrem Unternehmen: Assessment in 3 Schritten
Schritt 1: Daten managen: Wie gut können wir die Daten organisieren?
Schritt 2: Daten analysieren: Wie sind unsere Fähigkeiten, die Daten zu analysieren?
Schritt 3: Daten verstehen: Wie können wir die Daten in den Business-Kontext setzen?
Um die Daten zu verstehen, müssen sie zunächst gut organisiert sein. Diese gut organisierten Daten müssen im nächsten Step richtig analysiert werden. Hier kommen Business Intelligence Tools in Spiel, sie ermöglichen den Mitarbeitern den Zugang zu heterogenen Daten und somit die umfassende Analyse. BI-Tools unterstützen also die Datenkompetenz.
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Konkrete Handlungsempfehlung: Vorbildfunktion des Managements
Datenkompetenz ist Aufgabe des Managements. Wenn die Führungskräfte in wichtigen Meetings datengestützt argumentieren, hinterfragen und somit vorleben, dass datengestützte Entscheide einen echten Mehrwert bieten, wird dies in der Entscheidungs-Kultur des Unternehmens wahrgenommen. Diese Vorbildfunktion trägt dazu bei, dass Datenkompetenz zu einem festen Bestandteil der Unternehmenskultur wird.
Auch ist dies ein wichtiger Punkt für den Bereich HR. Ein Kriterium bei der Personalauswahl sollte das Verständnis für den neuen Umgang mit Daten in der Unternehmung sein. Diese Mitarbeiter werden die Datenkompetenz automatisch stärken. Datenaffine Mitarbeiter können als Champions die Data Literacy sogar anstossen. Die Datenkompetenz der bereits im Unternehmen tätigen Mitarbeiter sollte durch entsprechende Trainings verbessert werden.
Mitarbeitende motivieren mit kreativen Methoden: Design Thinking und Begeisterung
Daten haben die Reputation, langweilig zu sein. Mit kreativen neuen Methoden kann man Mitarbeitende davon überzeugen, dass man mit Daten auch sehr spannende Zusammenhänge entdecken und neue Erkenntnisse über den Markt, die Kunden und deren Bedürfnisse und Kaufverhalten gewinnen kann.
Diese Erkenntnisse erlauben schlichtweg bessere Entscheidungen! Hier bieten sich Design Thinking Methoden an, die hier kurz erklärt werden.
Wenn zudem einige Mitarbeiter innerhalb des Unternehmens als begeisterte Verfechter der Datenkompetenz agieren, wir der kulturelle Change erleichtert. Teammitglieder können die Kollegen am leichtesten davon überzeugen, wie pragmatisch und einfach datengestützte Entscheidungsgrundlagen geschaffen werden können.
Daten zugänglich machen, Hürden abschaffen
Eine weitere Motivation für Mitarbeiter, sich mit Daten zu beschäftigen, ist die einfache Zugänglichkeit.
Die traditionelle IT hat viele Hürden aufgebaut – zum Beispiel wird der Zugang zu Daten auf wenige Benutzer limitiert und der Zugriff muss mühsam beantragt werden.
Transparenz der Daten und die Möglichkeit, die Daten von anderen Abteilungen einzusehen, erlaubt die gesamtheitliche Analyse und Interpretation. Nur wenn der Zugang zu den Daten erleichtert wird, können sich Mitarbeiter unternehmensweit vernetzen und zusammenarbeiten.
Negative Konsequenzen fehlender Datenkompetenz
Mit fehlender Datenkompetenz bleiben die stärksten Vorzüge des Business Intelligence Systems eines Unternehmens ungenutzt. Die Flut von statischen Reports kann gleichzeitig das trügerische Gefühl vermitteln, dass die Unternehmensdaten bereits ausreichend verwendet werden.
Doch falls die Mitarbeiter die Daten nicht verstehen, können sie die Unternehmensprozesse nicht optimieren und verpassen lukrative Chancen, das Unternehmen vorwärts zu bringen. Die Daten aus den heterogenen Quellsystemen liegen also wie Rohöl im Boden und bleiben ungenutzt.
Mit diesen 4 Massnahmen den Weg zu mehr Datenkompetenz ebnen
Überzeugt? Dann geben wir Ihnen jetzt ein paar Tipps an die Hand. Mit diesen Massnahmen können Sie eine solide Datenkompetenz in Ihrem Unternehmen aufbauen:
- Den Widerstand gegen Veränderungen der Unternehmenskultur ausräumen
- Einen Datenkompetenz-Champion nominieren, der mit gutem Beispiel voran geht
- Unsicherheiten im Umgang mit Daten abbauen, mit kreativen Methoden oder Schulungen
- IT-Hürden abbauen, Datentransparenz schaffen und allen Mitarbeitern Zugang zu den für sie relevanten Daten ermöglichen, auch abteilungsübergreifend, damit alle voneinander lernen können
Fazit
Daten sind das neue Öl. Wer nicht weiss, wie dieser Rohstoff zu verarbeiten ist, gerät in Rückstand. Datenkompetenz hat also primär wenig mit Tools zu tun.
Auch ist es nicht das Ziel, eine Flut von Reports zu erstellen. Es geht darum, dass die Mitarbeiter verstehen, welchen bedeutenden Wert Daten für den Unternehmenserfolg haben und dass sie den richtigen Umgang mit Daten lernen.
Sowohl einzelne Mitarbeiter als auch das Unternehmen als Ganzes agieren mit Datenkompetenz deutlich erfolgreicher.
Denn datenvalidierte Entscheide bergen im Vergleich zu „Bauchentscheidungen“ aufgrund reiner Erfahrungswerte ein deutlich geringeres Fehlschlagrisiko und können einen echten Wettbewerbsvorteil bringen. Die richtigen Kennzahlen (KPIs) zu definieren, ist im Rahmen der Datenkompetenz ein weiterer entscheidender Punkt.
In der zunehmend digitalisierten Geschäftswelt wird es unerlässlich, Daten zu verstehen und Wissen daraus zu generieren. Datenkompetenz – Data Literacy – im Unternehmen aufzubauen ist daher unverzichtbar.